Das Wesen
Text: Phyllis Poduschka-Aigner
Rund um die Erde trifft man in Dörfern des sogenannten tropischen Hackbaugürtel seinen autochthonen Hundetyp: mittelgroß, gut proportioniert, meist mit Stehohren, häufig sandfarben und oft mit weißen Abzeichen. Auch in vielen Dörfern Schwarzafrikas ist er teilweise noch heute in unterschiedlichen, schwereren und leichteren Typen und mehreren Farben anzutreffen und bei den einzelnen Völkern unter verschiedenen Namen wie Mboa, Mboi, Roua sowie bei den Europäern in Afrika unter Belgian Congo Dog, Congo Bush Dog, Congo Hunting Terrier, Bush Thing, Bonga Dog, Niam-Niam-Dog oder Zande Dog bekannt. Ab etwa 1930-1940 formten englische Züchter nach anfänglich großen Schwierigkeiten daraus einen Hund, der sich mittlerweile in Europa und Amerika fest etablierte: den Basenji.
Immer wieder hört und liest man, der Basenji sei eine uralte Rasse und bereits in den ägyptischen Gräbern der IV. und V. Dynastie dargestellt (in der 1. Hälfte des 3. Jahrtausends vor Christi!). Solche Aussagen sind mit einiger Vorsicht zu genießen, weil das Bild eines Hundes mit spitzen Stehohren und Ringelrute kein Beweis für das kontinuierliche Vorkommen einer bestimmten Rasse sein kann. Die Herkunft des Basenji-Typs in Afrika ist unklar, sicher ist aber anzunehmen, dass er bereits in vordynastischer Zeit im Zuge einer Völkerwanderung mit einer älteren Schicht viehzüchtender Nomaden aus Asien das Niltal aufwärts nach Afrika kam und diese - als bereits domestizierter Canide - nicht verließ, als sie schließlich in Zentralafrika sesshaft wurden. Durch die Isolierung von anderen Hunden entwickelten bzw. bewahrten die Basenjis ihr eigenes typisches Verhalten, das sie von den europäischen Haushunderassen deutlich unterscheidet.
Das Leben für einen afrikanischen Hund ist hart und gefährlich, und nur unverwüstliche Robustheit, Zähigkeit, große Vorsicht und ständige Fluchtbereitschaft schützen ihn.
Außerdem muss er, der selten gefüttert sondern in vielen Dörfern lediglich als Abfallbeseitiger geduldet wird, im Fangen kleineren Getiers geschickt sein. Nur ganz vereinzelt schätzte man ihn bei der Netzjagd als Helfer mit lärmender Holzglocke beim Treiben des Wildes, in vielen Gegenden wird er dagegen heute noch als Fleischlieferant vermehrt.
Aus diesen jahrhundertelang andauernden Lebensbedingungen entwickelte sich das Wesen dieser Hunde, und eine nur wenige Jahrzehnte lang eingreifende Zucht ohne wesentliche Einkreuzung anderer Rassen konnte es nicht entscheidend verändern. So halten wir einen "primitiven" Hund im besten Sinn des Wortes, müssen uns dessen aber ein gedenk sein und dürfen nicht Eigenschaften verlangen, die er nicht besitzen kann.
Der Basenji ist zurückhaltend und vorsichtig - allerdings nur „natürlichen“ Gefahren gegenüber, wozu Straßenverkehr leider nicht gehört-, dabei jedoch neugierig und keineswegs scheu oder schreckhaft. Er ist sehr selbständig, beinahe katzenartig in seinem Verhalten, tut stets was seiner Meinung nach für ihn am besten ist - obwohl er sich an seinen Menschen eng anschließt -, und ist daher nicht das, was man sich unter leicht erziehbar vorstellt. Er ist hart im Nehmen, absolut nicht zimperlich, nicht nur körperlich sondern auch seelisch robust, obwohl er zierlich und elegant erscheint. Er ist sehr flink und bewegungsbedürftig, geschickt im Laufen, Klettern und Springen, hetzt und jagt mit unermüdlichem Eifer und ist deshalb - entsprechende Laufmöglichkeit vorausgesetzt - muskulös aber nicht schwer.
Wenn seinen Bedürfnissen Rechnung getragen wird, ist er im Haus ein angenehm ruhiger Hund. Alleingelassen oder gelangweilt sucht er sich jedoch rasch ihm genehme Beschäftigung - in der Regel kein Vergnügen für seine Menschen!
Wie Wölfe und Wildhunde wird die Basenji-Hündin üblicherweise nur einmal im Jahr läufig und zwar meist im Herbst.
Am bekanntesten ist die Aussage, dass der Basenji nicht bellen kann - aber das ist eines der kolportierten Märchen. Er kann bellen, es klingt allerdings etwas anders als bei Hunden im allgemeinen und er tut es sehr selten. Das ist jedoch ein Umstand, der nicht nur auf die meisten Wildcaniden, sondern auch auf einige andere Rassen zutrifft. Obwohl der Basenji also praktisch nicht bellt, ist er alles andere als stumm; er besitzt eine unwahrscheinlich reiche Palette an verschiedensten Lautäußerungen, die zum Teil auch ohrenbetäubend und enervierend sein können. Er unterhält sich richtiggehend mit seinem Menschen und macht damit wett, was ihm an Ausdrucks kraft im Ringelschwänzchen fehlt - er wedelt nämlich kaum.
Ein anderes Gerücht, das über ihn im Umlauf ist, behauptet, der Basenji sei unverträglich und komme mit Hunden, Katzen oder anderen Haustieren nicht aus. Sicher, er ist kein Allerweltshund, der jedem Fremden - ob Mensch oder Hund - sofort um den Hals fällt, er begutachtet sein Gegenüber zuerst einmal genauer. Bösartig schnappende, aggressive Basenjis sind aber lediglich das Produkt ungenügender Sozialisierung und falscher oder fehlender Erziehung!
Wie sieht nun dieser ehemalige Afrikaner aus?
Er hat die angenehme Größe von rund 40 bis 45 cm und wiegt etwa 10 -12 kg. Wegen seines kurzen Haars riecht er kaum, bringt wenig Schmutz ins Haus und ist pflegeleicht; zwar putzt er sich nicht wie eine Katze, ist jedoch sehr auf Reinlichkeit bedacht und schlägt überdies um jede Pfütze einen Bogen, denn Wasser in jeglicher Form ist absolut nicht sein Element.
Wenn Sie also einen robusten und gesunden Hund von handlicher Größe möchten, der im Schnitt etwa 15 Jahre alt wird, es sich zutrauen, ein selbständiges, bewegungshungriges und jagendes Kerlchen richtig, d.h. enorm konsequent, resolut, trickreich und mit unermesslicher Geduld erziehen zu können - damit er nicht ständig an der Leine gehalten werden muss, was den freundlichsten Hund mit der Zeit vergrämt - dann sollten Sie sich vielleicht etwas näher über Basenjis informieren.
*Text mit freundlicher Genehmigung von Frau Phyllis Poduschka-Aigner, Allroundrichterin FCI & öKV, Spezialrichterin für Basenjis und Spezialrichterin für über 200 weitere Rassen